The new Veritas.

Ich habe eine neue Veritas Nähmaschine. Eigentlich habe ich zwei neue. Die erste habe ich gerettet, denn Dirk sollte diese von seiner Oma aus auf den Elektroschrott bringen, weil sie angeblich nicht mehr ging. Erstens stimmte das nicht und zweitens kann ich keine Nähmaschine in den Tod gehen sehen. Das ist so traurig. In Wirklichkeit war nämlich nur der Kondensator (im Bild rot) im Fußanlasser verschmort, was dann dazu führte, dass ständig ein Kontakt vorhanden war, der eigentlich nur beim Herunterdrücken des Hebels da sein sollte. Quasi hat die Nähmaschine hat beim Stromanschluss sprintartig mit marathonausdauer losgelegt zu nähen. Nicht gut. Also muss ein neues Fußpedal her.

Ebay: nur zwei Angebote und die brauchten noch 5 Tage um fertig zu werden.
Veritas Ersatzteillieferant: Horende Preise. 50€ Plus Versand.
Möbel und Textilbörse Freiberg: Nähmaschine mit entsprechendem Fußpedal = 10€

Also habe ich zwei Tage überlegt und dann letztendlich die Nähmaschine für 10€ in der Textilbörse in Freiberg abgeholt. Sogar mit Schrank und Bedienungsanleitung. (Da gibt es übrigens noch mehr Nähmaschinen. Zwar nicht elektrisch aber dafür nur 5€ teuer. Man darf da übrigens nur als Bedürftiger einkaufen. Zum Glück sind Studenten bedürftigt.)

Am Anfang ging sie gar nicht. Der Motor funktionierte einwandfrei, nur drehte sich das Innenleben der guten überhaupt nicht. Erst war ich angepisst, doch dann hab ich mir Öl gesucht und hab alles eingeölt, was zu Ölen war und das nicht zu knapp. Die Ölpunkte waren nämlich in der sehr geilen Bedienungsanleitung gekennzeichnet. Dufte!

Jetzt funktioniert sie wieder wie eine eins und ich habe mich in das eigentliche Ersatzteillager für die andere Nähmaschine, verliebt. Sie ist so schön grün. So schön 99% aus Metall und so schöne 50 Jahre alt.

Damals sahen auch Garantiescheine schick aus.

Ich möchte mal die Nähmaschinen von heute in 50 Jahren sehen… elende Plastikhaufen.

TIPPS für die jenigen unter euch, die mit dem Gedanken spielen, sich eine Nähmaschine zu zulegen:

– kauft euch eine alte Nähmaschine, die hauptsächlich aus Metall besteht. Es gibt diese Nähmaschinen nicht ohne Grund immernoch. Sie sind halt qualitativ hochwertiger. Vorallem kann man davon ausgehen, dass wenn etwas so altes noch existiert, dass es nicht schlecht sein kann. Vorallem bedeutet es auch, dass man sich noch sehr lang daran erfreuen kann.

oder

– kauft euch, wenn überhaupt, eine moderne aus Plastik, die mindestens 600€ kostet. Denn dann ist es erst gewährleistet, dass die Maschine wirklich die gleiche Qualität hat, eine alte und funktionsfähige Nähmaschine. Echt wahr. Stichpunkt Sollbruchstelle.

– kauft niemals eine neue Singer Maschine bei Aldi, Lidl und Co. Denn diese Marke ist Pleite gegangen und der Name wurde aufgekauft und nun wird schindluder damit getrieben.
– kauft allgemein niemals eine Nähmaschine bei Aldi, Lidl und Co.
– schaut beim kauf einer modernen plastikmaschine darauf für welche art Nähtyp diese ausgelegt ist. Denn bei Vielnähern kann eine sehr preiswerte Maschine schnell kaputt gehen.
– Kopf anschalten.
– Fachhandel aufsuchen.

– Alle Nähmaschinen brauchen ab und an Öl.

Da ich ja jetzt in einem Nähmaschinen-Dilemma stecke und keine der Beiden bevorzugen und trotzdem nicht noch ein Fußpedal kaufen will (weil teuer), spiele ich mit dem Gedanken einen Keilriemen zu besorgen und die Grüne mit dem vorhandenen analogen Fußtritt zum Laufen zu bringen. Das ist witzig und wirklich erlernenswert. So können beide überleben.
Wieso so ein Hick hack? Die Nähmaschine von Dirks Oma hat mehr Nutzstiche und vorallem Nähfüße, die man austauschen kann. Ja, das ist nichts besonderes aber ich hatte bisher noch nie mehr als einen Nähfuß. Das ist für mich wie ein Jackpot.

So. Nun ist aber heute Sonntag und an eben diesen gehe ich immer – wenn es mir möglich ist – zu meinen Eltern Mittagessen. Wieso ich das erzähle? Ganz einfach: mein Vater ist der Beste Reperateur für Elektrokram. Wie der Zufall es auch will hatte er sogar Ersatz für den krossen Kondensator. Lange Rede, kurzer Sinn: Mein Papa ist der Beste und ich brauche weder einen Riemen noch ein drittes Fußpedal zu kaufen.

Das macht mich glücklich.

Sogar mein Schraubenzieher ist farblich auf die gute Maschine abgestimmt. Zudem ist er auch aus einer sozialistischen Zeit, es steht nämlich irgendetwas russisches drauf.

Die Bedienungsanleitung sieht auch toll gestaltet aus. Die heutigen Scheißdinger würden in einem direkten Vergleich so extrem haushoch verlieren.

Von dieser Zubehörliste sind gerade mal nur 4 Dinge noch vorhanden. Zwei Füße. Eine Spule und die Stichplatte. Schenkt mir bitte Nähfüße!

Diese Nähmaschine ist die etwas deluxere Variante zu meiner Grünen. Diese macht nämlich schon solche Schickimicki-Stiche automatisch. Wär schon habenswert aber wofür brauch ich so’n Kram? Erraten: Für nichts.

Pranzen macht übrigens viel spaß.

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